In einer Ära, in der die Flut an Bildern und Informationen aus sozialen Medien unser tägliches Leben überschwemmt, steht eine Frau, die sowohl das Schöne als auch das Komplexe des Lebens einfängt und dabei ein Spiegelbild unserer Zeit ist. Wie können wir in einer Welt, die von digitalen Eindrücken dominiert wird, echte von inszenierter Authentizität unterscheiden? Lena Lademann, eine renommierte Influencerin, Podcasterin und Markenbotschafterin, navigiert durch dieses komplexe Terrain mit einer Mischung aus Grazie und kritischer Selbstreflexion. Sie bringt uns in diesem tiefgründigen Interview eine frische Perspektive auf die Rolle und Wahrnehmung von Influencern in Deutschland. Sie stellt dabei provokant, aber treffend fest: ‚Die Gesellschaft hat lange nicht erkannt, was hinter den perfekt inszenierten Bildern steckt – die Arbeit, die Kreativität und der Mut, anders zu sein.‘ Lena steht im Zentrum dieses Momentums, der die traditionellen Grenzen von Kunst, Kultur und gesellschaftlicher Wahrnehmung verwischt.
GDW: Lena, du hast dich als erfolgreiche Markenbotschafterin, Podcasterin und Influencerin etabliert. Wie empfindest du die gesellschaftliche Wahrnehmung von Influencerinnen in Deutschland, speziell im Hinblick auf (antifeministische) Stereotype? Glaubst du, dass sich die Stigmata rund um deine Branche in den letzten Jahren gewandelt haben?
Lena Lademann (LL): Tatsächlich war der allgemeine Werdegang der Anerkennung ein recht zäher Verlauf. Die Influencer-Branche wurde schnell belächelt und harte Arbeit dem Berufsfeld aberkannt, da man auf den Plattformen meist nur eine geglättete Darstellung einsehen kann, nicht aber was hinter den Kulissen alles passiert und was neben einem Picture Perfect alles dazu zählt. Zudem war das müde Belächeln aus meiner Erfahrung heraus auch eher eine Sache der deutschen Mentalität, wohingegen das Influencer-Business in anderen Ländern schon lange ein solides Standing erfuhr. Inzwischen ist die Einstellung zwar auch in Deutschland besser geworden, aber immer noch nicht auf dem Standard, wie anderswo.
GDW: In deiner Karriere arbeitest du mit verschiedenen Marken zusammen. Wie gehst du bei der Auswahl dieser Partnerschaften vor und hat sich dieser Ansatz im Laufe der Jahre verändert? Gibt es bestimmte Werte oder Kriterien, die eine Brand erfüllen muss, damit du eine Zusammenarbeit in Erwägung ziehst?
LL: Die richtige und nahe Zusammenarbeit mit meinen Kunden ist mir sehr wichtig. Das ist auch der Grund, weswegen ich mein eigenes Management mache. Essenziell ist mir hier, ob das Image der Marke zu mir passt und, ob ich kreative Bewegungsfreiheit habe, das Produkt so zu inszenieren, dass es zu meiner Bildsprache passt. Es gibt auch viele Marken, die eine kommerzielle, oder plakativere Inszenierung wollen. Solche Kampagnen sage ich dann ab, weil ich mich mit der Umsetzung und dem Endprodukt immer identifizierenkönnen muss.
GDW: Als öffentliche Person sendest du wichtige Botschaften an deine Community. Welche Kernbotschaftenmöchtest du vermitteln?
LL: Ein großer Teil auf Instagram ist natürlich meine kreative Vorliebe. Hier finde ich es schön die Follower*innen dazu anzuregen sich, entgegen der Schnelllebigkeit auf Social Media, Zeit für Bilder und Kunst zu nehmen. Ein weiterer, sehr großer Teil von mir ist der Humor und die emanzipatorische Selbstsicherheit der Frau. Mir ist es wichtig anderen Frauen Energie der Selbstbestimmung und Stärke zu vermitteln. Laut und frei raus zu sein. Sich nicht zu stark von stigmatisierten, stereotypischen Erwartungshaltungen beeinflussen zu lassen, sondern sowohl seine weibliche, als auch männliche Energie auszuleben. Insbesondere in dem Podcast „Lena & Liberta“, den ich mit meiner besten Freundin seit bereits 5 Jahren mache, sprechen wir viel darüber.
„Laut und frei raus zu sein. Sich nicht zu stark von stigmatisierten, stereotypischen Erwartungshaltungen beeinflussen zu lassen, sondern sowohl seine weibliche, als auch männliche Energie auszuleben.“
GDW: Du hast dich und deinen Namen erfolgreich als Brand etabliert und arbeitest mit großen Luxusmarken zusammen, während du deiner Community vor allem durch euren Podcast „Lena & Liberta“ einen authentischen Einblick in dein persönliches Leben gewährst. Wie schaffst du diese Balance zwischen Professionalität und persönlicher Nähe, und warum ist dir das wichtig?
LL: Ich versuche die Kanäle so zu nutzen, wie es sich für mich richtig anfühlt. Instagram ist für mich vorwiegend die Plattform, um meine visuelle Bildsprache, oder witzige Reels & Stories zu teilen. Wohingegen der Podcast allein sprachlich eine ganz andere Möglichkeit und Tiefe bietet sich auszudrücken und mitzuteilen. Hier kann man viel weiter in emotionale, psychologische, oder philosophische Themen gehen. Liberta kenne ich jetzt schon seit über 10 Jahren. Die Nähe, die wir im Podcast austauschen und wieviel wir neben den ernsten Themen gemeinsam lachen, ist für uns beide eine Form von Therapie. 😉
GDW: Euer Podcast „Lena & Liberta“ bietet einen ganz persönlichen Einblick hinter die Kulissen der kuratierten Produktionen und bietet eine Plattform für authentische Gespräche. Hier sprichst du u.a. auch offen über deine Meinung zu gesellschaftspolitischen Themen wie zum Beispiel die Eigenständigkeit von Frauen und Wichtigkeit von Erziehung. Wie wählst du bzw. ihr die Themen aus, zu denen du Stellung beziehst und siehst du darin die Möglichkeit, eine andere Seite von dir zu zeigen und potenzielle Vorurteile entkräften zu können?
LL: Die Themen, die wir im Podcast besprechen, sind meist die, die uns grade im Alltag beschäftigen. Wir bewegen uns immer sehr nah an unserer persönlichen Wirklichkeit. Ernste Themen, aber auch lustigeAnekdoten aus der Woche. Darüber hinaus bekommen wir aber auch viele Zuhörer*innen-Nachrichten mit Wunschthemen, über die wir uns dann austauschen. Meine Vorliebe und mein privates Hobby für Psychologie fließen hier viel ein.
GDW: Wie schaffst du es, deine persönlichen Geschichten und Herausforderungen so authentisch zu teilen, ohne dabei deine Privatsphäre zu komprimieren?
LL: Das ist eine gute Frage und eine teils schwierige Angelegenheit. Je mehr man nämlich von seinem Leben zeigt und die Follower*innen dabei involviert, desto besser für die Reichweite und Interaktion. Also demnach auch für den Erfolg der Plattform. Ich für mich halte es aber so, dass ich zwar Szenen aus meinem Alltag zeige, allerdings nicht zu private Einblicke. Die möchte ich im Sinne der Privatsphäre für mich behalten. Eine gesunde Balance und bewusste Auswahl fühlt sich hier für mich persönlich gesünder an, statt jeden Tag 24/7 mit der Kamera drauf zu halten. Gerade weil man in dem Berufsfeld eigentlich immer etwas abliefern, teilen und zeigen könnte, ist das sich bewusste Rausnehmen und Pausen machen wichtig.
GDW: Hat sich deine persönliche Mission oder die Vision für deine eigene Brand im Laufe der Jahre verändert?
LL: Nein nicht wirklich. Ich hatte nie eine konkrete Mission, oder den einen Meilenstein, den ich erreichen wollte und musste. Ich bin ein Mensch, der im Berufsfeld ziemlich stark mit dem Hier und Jetzt geht und gar nicht so sehr an die nächsten Jahre denkt. Nun bin ich allerdings doch an einen Punkt angelangt, wo ich schon seit knapp 10 Jahren in dem Business tätig bin und mich weitere, berufliche Wege reizen. Da wird im kommenden Jahr 2024 auch was spannendes kommen. 😉
GDW: Wie siehst du deine Rolle in der Förderung von Frauen und Gleichberechtigung durch deine Plattform? Gibt es spezifische Themen oder Projekte, die dir am Herzen liegen und die du in Zukunft umsetzen möchtest?
LL: Dieses Thema liegt mir sehr am Herzen! Ich versuche durch Authentizität und Humor Frauen zu inspirieren ihre eigene Stärke auszuleben. Ohne Einschränkung der externen Erwartungshaltungen. Die Gleichberechtigung ist immer noch ein Prozess, längst nicht da, wo sie sein sollte und auf dem Weg dahin sollten wir Frauen uns gegenseitig supporten, motivieren, inspirieren und laut sein.
Am Ende dieses Gesprächs bleibt eine wesentliche Frage hängen: Wie definieren wir Einfluss in einer Welt, die sich ständig verändert und in der Authentizität ein rares Gut geworden ist? Mit einem tiefen Verständnis für die Schnelllebigkeit der sozialen Medien und der Rolle der Influencer*innen in der modernen Gesellschaft schließt Lena Lademann dieses inspirierende Gespräch ab. Ihr Engagement für Authentizität und die Förderung weiblicher Selbstbestimmung eröffnet neue Perspektiven auf das, was es bedeutet, in einer digital vernetzten Welt eine Stimme zu haben. Lena erinnert uns daran, dass ‚jeder Klick, jedes Bild und jede geteilte Geschichte eine Chance ist, Brücken zu bauen und Barrieren abzubauen, in einer Welt, die sich zu oft hinter Stereotypen und Vorurteilen versteckt.‘ Mit ihrer klaren Vision und ihrem unerschütterlichen Engagement, Frauen zu inspirieren und zu ermächtigen, setzt Lena Lademann neue Maßstäbe in einer Branche, die allzu oft missverstanden wird. Sie erinnert uns daran, dass wahre Einflussnahme nicht nur darin besteht, Trends zu setzen, sondern auch darin, tief verwurzelte Ansichten zu hinterfragen und zu verändern. Sie hinterlässt uns mit dem Gedanken, dass es in unserer Hand liegt, den Kurs unserer digitalen Zukunft zu bestimmen – eine Zukunft, die sowohl durch Stärke als auch durch Verletzlichkeit geprägt ist: ‚Sei mutig, sei du selbst und lass deine Stimme für die Dinge erklingen, die wirklich zählen.