Das primäre Ziel des Black History Months ist es, auf die Errungenschaften und Perspektiven Schwarzer Menschen in ihrer Gesellschaft aufmerksam zu machen und diese zu zelebrieren. Warum braucht es den Black History Month heute noch? Weil „Representation Matters“. In unserer Gesellschaft fehlt es an Sichtbarkeit über die wertvollen Beiträge, welche die Schwarze Community für die Kultur, Wirtschaft und das Zusammenleben leisten. Im Fokus stehen häufig negative Stereotype, die ein verzerrtes Bild über die Potenziale und vielseitigen Facetten der Schwarzen Kultur zeichnen.
Lucy Larbi (Initiatorin und Co-Founder AiDiA) und Irene Aniteye (Geschäftsführerin BEH & Founding Member AiDiA) revolutionieren gemeinsam mit ihrem Team die Deutsche Startup Szene. Denn AiDiA (ausgesprochen, wie das Englische „idea“) ist der erste Afrodeutsche Startup Pitch Wettbewerb, auf dem jährlich 53.000€ an Schwarze Gründer*innen ausgeschüttet werden. Sie verfolgen das Ziel, die deutsche Innovationskraft mit den Ideen der Afrodiaspora zu treibenund ihre Sichtbarkeit zu erhöhen.
Sie schaffen Netzwerke, fördern ein unterstützendes Ökosystem und stellen Zugänge zu Ressourcen her. Ein Investment in eine ideenreiche, vielfältige und zukunftsfähige Wirtschaft. Daher setzt sich das gesamte AiDiA jeden Tag für die Sichtbarmachung der Errungenschaften Schwarzer Menschen in Deutschland ein und zahlt damit auf die Mission des Black History Months ein.
Was ist Lucys Her*Story?
Meine Reise begann im Jahr 2015, als ich den Verein FoG-Germany e.V. gründete, um Schwarze Menschen in der deutschen Gesellschaft sichtbarer zu machen. Aus diesem Projekt entstand AiDiA, das ich gemeinsam mit Daniel Tiemor, Louisa Schätz und Shanice Sintim vorantrieb. Unter der Geschäftsführung von Irene Aniteye wurde AiDiA im Jahr 2022 zu einem Leuchtturm des Wandels und es entstand der Business Empowerment Hub (BEH).
Ich wurde in Ghana geboren und bin, als sie 2 Jahre alt wurde, mit meiner Familie nach Deutschland gezogen. Mit 10 Jahren drohten mir und meiner Familie die Abschiebung, welche wir mit Hilfe einer öffentlichen Petition und der großzügigen Unterstützung des HSVs stoppen konnten. Im Alter von 19 Jahren erhielt ich dann die Deutsche Staatsbürgerschaft.
Meine Eltern haben sehr hart für die deutsche Staatsbürgerschaft gekämpft und uns quasi vorgepredigt, wie wichtig diese für unsere persönliche Weiterentwicklung sei. So wuchs ich damals mit dem Wissen auf, in Deutschland nicht geduldet zu sein, dennoch trotzdem dankbar sein müssen, in diesem Land aufwachsen zu dürfen. Heute sehe ich die positiven und negativen Aspekte des Kampfes meiner Eltern.
Auf der einen Seite habe ich die Bildung, die ich in Deutschland erhalten habe, sehr ernst genommen, da viele Menschen aus Ghana diese „Chance“ haben.
Auf der anderen Seite habe ich mich so schon sehr früh untergeordnet und gelernt quasi happy zu sein, dass ich einfach in Deutschland leben darf.
Ich bin auch heute noch sehr dankbar über meinen Werdegang und würde mich sogar gaaanz vorsichtig als privilegierte Schwarze Frau bezeichnen. Ich bin auch gleichzeitig sehr enttäuscht und traurig darüber, wieviele Schwarze Menschen in dem Glauben aufwachsen weniger Wert zu sein, nicht für ihre Beiträge gesehen zu werden oder ständig aufpassen zu müssen keine Vorurteile zu bestätigen.
Diese und viele andere Emotionen haben dazu geführt, dass ich mich für die Errungenschaften und Sichtbarkeit Schwarzer Menschen seit 2015 einsetze.
Als Initiatorin von AiDiA bin ich der festen Überzeugung, dass die Schaffung von wirtschaftlicher Relevanz eine neue und vielfältigere Narrative über Schwarze Menschen, insbesondere Schwarze Frauen in Deutschland ermöglicht. Der Black Her*Story Month ist zweifellos ein Schritt in die richtige Richtung, aber es bedarf weiterer Anstrengungen und einen Blick nach vorne, um echte Veränderungen in unserer Gesellschaft zu bewirken.
Ich glaube fest daran, dass Sichtbarkeit im wirtschaftlichen Handeln, ein entscheidender Hebel ist, um der Stigmatisierung von Schwarzen Menschen entgegenzuwirken, denn die Wirtschaft bietet eine mächtige Plattform für Einfluss, Gleichberechtigung und Fortschritt.
Durch den Aufbau von wirtschaftlicher Relevanz und finanzieller Stabilität können Schwarze Menschen Einfluss auf die politische Agenda nehmen und positive Veränderungen fordern. Denn politische Entscheidungsträger*innen und Gesetzgeber*innen werden leider nur dann aufmerksam, wenn sie sehen, dass wirtschaftlicher Einfluss hinter den Forderungen steht, und sind eher gewillt, Reformen zu unterstützen, die gerechtere Bedingungen für Schwarze Gemeinschaften schaffen.
Die Assoziation mit wirtschaftlicher Relevanz schafft eine neue Erzählung über Schwarze Menschen in Deutschland, die weit über Stereotypen und Vorurteile hinausgeht. Hier sind drei Gründe, warum diese Verbindung so wichtig ist:
- Bekämpfung von Stereotypen: Wirtschaftliche Relevanz ermöglicht es Schwarzen Menschen, Stereotypen entgegenzuwirken und ihre Vielseitigkeit sowie ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Das Teilen von Black Her*Stories trägt dazu bei, bestehende Vorurteile zu überwinden und ein realistischeres Bild zu schaffen.
- Sichtbarkeit und Anerkennung: Wirtschaftlicher Erfolg führt zu einer erhöhten Sichtbarkeit und Anerkennung in der Gesellschaft. Schwarze Unternehmer*innen werden nicht nur als wirtschaftlich relevant, sondern auch als wichtige Akteure in der Gesellschaft wahrgenommen, was zu einer stärkeren Integration und Teilhabe führt.
- Inspiration und Vorbilder: Black Stories, insbesondere Black Her*Stories dienen als inspirierende Beispiele und Vorbilder für gegenwärtige und zukünftige Generationen. Indem wir die Geschichten herausragender Schwarzer Persönlichkeiten teilen, können wir junge Menschen dazu ermutigen, ihre Träume zu verfolgen, Hindernisse zu überwinden und ihr Potenzial voll auszuschöpfen, unabhängig von ihrer Hautfarbe oder ihrem Geschlecht.
Die größte Motivation hinter AiDiA ist die Schaffung von Vorbildern und die Förderung von strukturellen Veränderungen für die Community. Indem Schwarze Menschen als erfolgreiche Unternehmer:innen und Wirtschaftsführer:innen wahrgenommen werden, wird das Bild von Vielfalt und Erfolg neu definiert, und die breitere Gesellschaft wird ermutigt, diese Werte anzuerkennen und zu fördern.
Der Black Her*story Month ist ein wichtiger Anlass, um die Errungenschaften Schwarzer Menschen zu feiern, aber er sollte nur ein Bestandteil der Gesamtmission sein.