Franziska Gebbeken ist Vice President und Leiterin des Change Managements im Vertrieb der Privatkundenbank Deutschland der Deutschen Bank. Sie ist seit 17 Jahren bei der Bank tätig und arbeitet heute in der Zentrale in Frankfurt und ist dort im Bereich Geschäftsentwicklung und Change Management tätig. Im GDW-Interview gibt sie unter anderem spannende Einblicke in die Initiative „Female Finance“, für die sie sich neben ihrer beruflichen Tätigkeit zusätzlich engagiert. Zudem sprechen wir über das Inspire@DB-Event, bei dem Female Finance eine wichtige Rolle spielt, und erfahren mehr über Franziskas Erfahrungen und Erfolge sowie ihre drei wichtigsten Karriere-Tipps.
GDW: Wir freuen uns, heute mit Franziska Gebbeken zu sprechen, Vice President und Leiterin des Change Managements im Vertrieb der Deutschen Bank in Frankfurt. Hallo Franziska! Erzähl uns doch bitte zum Einstieg etwas zu deinem persönlichen Werdegang.
Franziska: Sehr gerne – und vielen Dank für die Gelegenheit, heute etwas über mich und die Initiative „Female Finance“ erzählen zu dürfen. Ich bin mittlerweile seit 17 Jahren bei der Deutschen Bank tätig. Meine Karriere begann mit einer klassischen Ausbildung, danach war ich zehn Jahre im Vertrieb tätig und habe vermögende Privatkunden beraten. In dieser Zeit habe ich neben meiner beruflichen Tätigkeit Business Administration studiert und für mich fest gestellt, dass ich selber aktiv mitgestalten möchte. Seit sieben Jahren arbeite ich in der Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt im Bereich Geschäftsentwicklung und Change Management der Privatkundenbank. Seit einem Jahr leite ich dort das Change Management Team und begleite die Umsetzung unserer Strategie sowohl auf der Postbank- als auch auf der Deutschen Bank-Seite.
GDW: Das klingt nach einem abwechslungsreichen und vor allem herausfordernden Bereich.
Franziska: Absolut. Es gibt in immer kürzeren Abständen neue Herausforderungen – Stichwort VUKA –, sei es durch die Digitalisierung oder die Veränderungen in den Filialmodellen. Unsere Aufgabe als Team ist es, die Menschen in diesem Prozess mitzunehmen und die Transformation zu gestalten.
GDW: Du hast in deiner Karriere bereits viele verschiedene Rollen eingenommen und dabei eine Menge Erfahrung gesammelt. Wie kam es, dass du dich entschlossen hast, neben deiner beruflichen Tätigkeit eine Initiative wie „Female Finance“ ins Leben zu rufen?
Franziska: Das Thema „Female Finance“ liegt mir sehr am Herzen. Die Idee zu der Initiative entstand ursprünglich vor etwa zwei Jahren in unserem Frauennetzwerk. Als ich gefragt wurde, ob ich die Projektleitung übernehmen möchte, musste ich nicht lange überlegen. Durch meine Erfahrung im Vertrieb weiß ich, wie wichtig das Thema ist. Denn Frauen sind in der Regel weniger risikofreudig und zurückhaltender, wenn es um Geldanlage und Finanzbildung geht. Das zu ändern, ist mir ein persönliches Anliegen.
Inzwischen begleite und leite ich das Projekt seit eineinhalb Jahren. Letztes Jahr haben wir das Konzept in einem Pilotprojekt getestet und sehr positives Feedback erhalten. Seit Anfang dieses Jahres haben wir es in der Deutschen Bank bundesweit gestartet. Die Initiative haben wir zunächst mit 15 Frauen und Männern neben unseren regulären Tätigkeiten umgesetzt und weiterentwickelt. Mittlerweile begleiten über 230 Kolleginnen und Kollegen aus unserer Female Finance Community die Initiative.
GDW: Hast du dich schon vorher in diesem Bereich engagiert?
Franziska: Ja, ich engagiere mich ehrenamtlich im Bereich Bildung, insbesondere für das Berufswahl-SIEGEL, um Schülerinnen und Schüler auf das Berufsleben und die Studienwahl vorzubereiten. Bildung ist ein zentrales Thema, und ich finde, wir haben als Deutsche Bank auch eine gesellschaftliche Verantwortung, diese Zugangswege zu ermöglichen.
GDW: Wie bist du zum ersten Mal in Berührung mit dem Thema Finanzen gekommen?
Franziska: Das Thema Finanzen hat mich schon immer fasziniert. Bereits als Teenager habe ich ein Praktikum bei der Sparkasse gemacht. Später folgte dann die Ausbildung, und seitdem ist es für mich selbstverständlich zu wissen, wie die Kapitalmärkte funktionieren und was für die Altersvorsorge getan werden muss. Allerdings habe ich sowohl beruflich als auch privat festgestellt, dass das nicht für jeden selbstverständlich ist.
GDW: Und das wollt ihr mit der „Female Finance“ ändern. Welche Vision bzw. welche Ziele verfolgt ihr mit der Initiative?
Franziska: Wir haben tatsächlich zwei Ziele. Zum einen möchten wir das Finanzwissen von Frauen stärken und ihnen mehr Selbstbewusstsein im Umgang mit ihren Finanzen geben, sie dazu motivieren, aktiv zu werden. Das zweite Ziel ist, innerhalb der Deutschen Bank Frauen sichtbarer zu machen. Das ist ebenfalls ein zentraler Bestandteil des Projekts.
GDW: Wie setzt ihr diese Ziele konkret um und wie unterstützt ihr Frauen dabei, finanziell stark und unabhängig zu werden?
Franziska: Wir haben dazu das Female Finance Konzept entwickelt. Es besteht aus zwei Komponenten. Zum einen veranstalten wir bundesweit rund 100 Auftaktveranstaltungen, bei denen Frauen die Möglichkeit haben, sich miteinander zu vernetzen und sich mit ihrer individuellen finanziellen Situation auseinanderzusetzen. Dazu bieten wir acht digitale Folgeveranstaltungen zu verschiedenen Themen an, wie Geldanlage, Altersvorsorge oder Vermögens- und Nachlassplanung. Zusätzlich bieten wir vor Ort kompetente Beratung an, wo sich Kundinnen individuell beraten lassen können.
GDW: Wie war bisher die Resonanz und wie hat sich „Female Finance“ seit der Gründung entwickelt?
Franziska: Wir treffen mit diesem Projekt absolut den Nerv der Zeit. Die Nachfrage auf Seite der Kundinnen ist enorm hoch. Wir als Bank werden durch das Projekt auch anders wahrgenommen und konnten bereits viele Neukundinnen gewinnen. Frauen beschäftigen sich inzwischen intensiver mit dem Thema Finanzen. Was mich besonders freut, ist die Aufmerksamkeit, die das Projekt bis in die Vorstandsebene erhalten hat. Es wird mittlerweile als Best Practice für ähnliche Konzepte gesehen, und darauf bin ich sehr stolz. Das Projekt läuft inzwischen bundesweit, und das Interesse ist riesig.
GDW: Gibt es Schwerpunkte, bei denen ein besonderes Interesse besteht – zum Beispiel finanzielle Freiheit oder Vorsorge gegen Altersarmut?
Franziska: Also, das Thema ist wirklich vielfältig und am Ende sehr individuell. Eine unserer anfänglichen Annahmen war, dass Frauen generell konservativer investieren und oft im Einlagenbereich bleiben. Wir wollten Frauen dazu motivieren, auch in renditereichere Anlageformen wie Aktien oder alternative Investments zu gehen. Doch in der Praxis zeigt sich ein breites Spektrum: Einige Frauen wollen sich mehr um ihre Altersvorsorge kümmern, andere müssen ihre Vermögenssituation neu strukturieren. Ein anderes Beispiel aus einer Filiale: Vor kurzem erfuhr ich von einer Kundin, die mit unserer Unterstützung ein Unternehmen gründen möchte. Das Projekt deckt also viele verschiedene Aspekte ab, von Altersvorsorge bis zur Vermögensübergabe an die nächste Generation. Eine Besonderheit ist, dass wir Frauen in allen Lebensphasen ansprechen und ihnen individuelle Lösungen bieten – von 18 bis 80 Jahren.
GDW: Gibt es noch Aspekte des Projekts „Female Finance“, die besonders wichtig sind oder die das Projekt von anderen unterscheidet?
Franziska: Ein entscheidender Punkt ist, dass wir, als Globale Hausbank von der Vermögensberatung über die Altersvorsorge bis hin zur Unternehmensgründung alle Bedarfe unserer Kundinnen abdecken können und unsere Beratung kostenfrei zur Verfügung stellen, was bei anderen Anbietern oft nicht der Fall ist. Als Deutsche Bank möchten wir, Frauen finanzielle Sicherheit und langfristige Stabilität bieten. Es geht dabei häufig um die einfachen, aber wichtigen Themen. Außerdem ist es auch ein gesellschaftlicher Beitrag, den wir leisten. Es gibt Studien, die zeigen, dass Banken jedes Jahr Beträge im dreistelligen Milliardenbereich verlorengehen, weil sie die weibliche Zielgruppe nicht ausreichend berücksichtigen. Daher verfolgen wir neben der Stärkung von Frauen auch das Ziel, als Bank die weibliche Zielgruppe besser zu erreichen.
GDW: Du hast bereits darüber gesprochen, wie wichtig es ist, Frauen im Finanzbereich zu stärken und zu motivieren. Gibt es aus deiner Erfahrung heraus bestimmte Herausforderungen, die Frauen in der Finanzbranche bewältigen müssen?
Franziska: Ehrlich gesagt, kann ich da keine allgemeine Aussage treffen. In meinen 17 Jahren bei der Deutschen Bank habe ich keine speziellen Herausforderungen erlebt, die sich von anderen Unternehmen unterscheiden. Ich schätze an der Deutschen Bank besonders, dass man mit einer weltweit bekannten Marke viel bewegen kann. Durch Projekte wie „Female Finance“ können wir wirklich etwas verändern und Frauen stärken.
GDW: Hast du eine inspirierende Geschichte aus deiner Arbeit, die du mit uns teilen möchtest?
Franziska: Ja, tatsächlich ist die gesamte Entwicklung von „Female Finance“ für mich sehr inspirierend. Es zeigt, wie etwas Großes entstehen kann, auch wenn es ‚on top‘ gemacht wurde. Wir haben dieses Projekt gemeinschaftlich vorangetrieben, trotz vieler Hürden. Es hat sich gelohnt, dranzubleiben und daran zu glauben. Wenn man ein Thema mit Leidenschaft und Herz verfolgt, kann daraus etwas wirklich Bedeutsames entstehen. Daher ermutige ich alle, an ihren Themen festzuhalten und sie mit Überzeugung zu verfolgen.
GDW: Neben deiner Initiative „Female Finance“ ist auch das Inspire@DB-Event ein wichtiger Bestandteil eurer Aktivitäten. Kannst du uns mehr darüber erzählen und welche Erwartungen du daran hast?
Franziska: #Inspire@DB Female Summit ist ein Raum für Sichtbarkeit, Netzwerken und Wissensaustausch von Frauen & Allies für Frauen im Banking. Das Event bietet kurze Wissensimpulse zu aktuellen Themen wie Finanzwirtschaft, Geopolitik, Karriere und Führung. Gleichzeitig soll es ein Raum für Networking und den Dialog über diese wichtigen Themen sein.
GDW: Kannst du uns einen Einblick geben, worauf sich die Teilnehmerinnen beim Event freuen können?
Franziska: Das Inspire@DB-Event will eine Plattform für Sichtbarkeit, Vernetzung und Wissensaustausch von Frauen in Führungsrollen im Banking schaffen. Wir sprechen über Themen, die Frauen in der aktuellen Zeit bewegen, wie Kulturwandel, Female Finance, empathische Führung, aber auch innovative Bereiche wie Blockchain und Kunst. Es geht auch um Resilienz im Sport und im Unternehmensumfeld, den Generationenwechsel, den Weg in den Aufsichtsrat und viele weitere spannende Inhalte. Es ist also eine vielseitige Plattform für Austausch und Inspiration.
GDW: Wie fügt sich „Female Finance“ in das Gesamtkonzept des Inspire@DB-Events ein?
Franziska: Mit der Female-Finance-Initiative leisten wir unseren Beitrag zur finanziellen Bildung und zur Sichtbarkeit von Frauen. Es ist ein wichtiger Teil der gesamtgesellschaftlichen Transformation, die wir unterstützen möchten. Im Rahmen des #Inspire@DB-Events möchten wir diesen ganzheitlichen Beitrag noch stärker hervorheben und uns austauschen, wie wir Frauen stärken und so Unabhängigkeit und Freiheit im Kontext von Finanzen, Lebensgestaltung und Karriere fördern.
GDW: Hast du abschließend noch persönliche Tipps oder Empfehlungen, die du Frauen mit auf den Weg geben möchtest?
Franziska: Ja, definitiv. Wenn man Karriere machen möchte, sind drei Dinge aus meiner Sicht besonders wichtig: Erstens, die Extrameile gehen. Unser Projekt ist ein gutes Beispiel dafür, weil wir es neben unseren regulären Aufgaben entwickelt haben. Zweitens, sich ein starkes Netzwerk aufbauen. Drittens, sich einen Mentor oder eine Mentorin suchen. Das hat mir persönlich sehr geholfen, immer jemanden zu haben, auf den man in wichtigen Situationen zurückgreifen kann.