Was macht jemand, die*der wie ich Wirtschaftsingenieurwesen mit Fokus Elektrotechnik studiert hat, bei einer Bank? Welchen Mehrwert kann man einem Finanzinstitut bieten, wenn man Physik oder Maschinenbau studiert hat? Reicht ein Masterstudium oder sollte ich lieber noch promovieren? Fragen wie diese begegnen mir immer wieder. Insbesondere junge Frauen zu Beginn ihrer Karriere oder Menschen mit Migrationshintergrund tun sich mit der Einschätzung ihrer eigenen Skills manchmal schwer oder unterschätzen ihre Fähigkeiten. Weil es mir ein wichtiges Anliegen ist, gerade sie zu unterstützen, engagiere ich mich im Mentoring-Programm MONA der Deutschen Bank.
Mein Weg als Wirtschaftsingenieurin zur Deutschen Bank
Um ehrlich zu sein, hätte ich mir vor ein paar Jahren selbst nicht träumen lassen, dass ich einmal in einer Bank arbeite. Was war also passiert? Zunächst habe ich eher zufällig bei der jährlichen Frauenveranstaltung der Deutschen Bank teilgenommen. Dabei habe ich zum ersten Mal feststellen können, dass mein Bild von Bankmitarbeiter*innen nicht realistisch war und dort ganz normale und nette Menschen arbeiten. Im Gespräch mit ihnen habe ich erfahren, dass es bei der Bank Programme für Berufseinsteiger*innen gibt. Ich habe mich dann recht spontan für eine Bewerbung und Teilnahme am Traineeprogramm entschieden. Wie sich im Nachhinein herausstellte, war das eine der besten Entscheidung meines Lebens. Heute arbeite ich als Product Ownerin im Unternehmenskundenbereich der Deutschen Bank.
Die Vorteile des Traineeprogramms
Bevor ich am Traineeprogramm teilgenommen habe, konnte ich mir weder etwas unter dem IT-Bereich einer Bank vorstellen noch, wie ich in der Struktur der Deutschen Bank einen Mehrwert bringen kann. Dafür war es wichtig, die unterschiedlichen Sparten kennenzulernen. Genau das leistete das Traineeprogramm. Danach war mir klar, dass heute jedes Bankprodukt im Grunde genommen eine digitale Lösung ist. Dadurch habe ich verstanden, wie ich mich und meine Fähigkeiten einbringen kann, um einen Mehrwert zu schaffen.
Hinzu kam, dass ich mich im Zuge des Traineeships auch selbst besser kennengelernt habe. Im Rahmen des Traineeprogramms gab es vier Rotationen in vier Bereiche der Bank. Dabei konnte ich herausfinden, was ich gut kann und was ich Job eher mäßig-gerne machen will und vor allem auch, was ich nicht gerne mache. Wenn man nicht viel Berufserfahrung hat, ist das der beste Start ins Berufsleben, den man sich vorstellen kann. Gleichzeitig konnte ich in dieser Zeit ein Netzwerk aufbauen, das ich bis heute nutze.
Nicht zuletzt habe ich auch die Kriterien erkannt, die mir wichtig sind, wenn es um ein gutes Team geht. Dieser Aspekt ist wichtig für viele Karriereentscheidungen. Ich bin davon überzeugt, dass erstens die Kolleg*innen im eigenen Team passen müssen, da der Großteil der Arbeit gemeinsam mit ihnen passiert. Zweitens muss die Aufgabe an sich spannend sein. So musste ich feststellen, dass „Testing“ nicht meine Sache ist und mich viel Energie kostet. Doch auch wenn ich es selbst nicht so mag, weiß ich, warum es wichtig ist und bestehe als Product Ownerin darauf, dass sehr genau getestet wird. Ich weiß seither aber auch, was ich sehr viel lieber mache: Fehleranalyse. Drittens muss man mit seiner Führungskraft gut zurechtkommen, da man sie dabei unterstützt, ihre Ziele erreichen zu können, und weil man seine Vorgesetzten auch als Mentor*innen, Coaches oder Sponsor*innen braucht, um die eigene Karriere weiterzuentwickeln.
Mein Weg zum Mentorship-Programm bei der Deutschen Bank
Da ich schon an der Uni als Mentorin für Studentinnen mit Migrationshintergrund aktiv war, lag es nahe, mich auch innerhalb der Deutschen Bank zu engagieren. Darum habe ich mich für das MONA-Programm als Mentorin beworben, wobei es noch zahlreiche weitere Programme gab. Da sich MONA (steht für Mentoring, Orientation, Networking und Advance) an Studentinnen richtet, schien die Wahl für mich naheliegend. Als Mentorin begleite ich vor allem junge Berufseinsteigerinnen mit Tipps und Informationen bei ihren ersten Schritten ihrer beruflichen Karriere.
Was bringt Mentoring?
Meine Erfahrung ist, dass diejenigen, die Mentorship-Programme von sich aus in Anspruch nehmen, bereits wissen, was es bringt. Alle anderen kann ich nur ermutigen, Angebote wie diese zu nutzen, da sie überaus hilfreich sind. Ich habe gemerkt, dass die Ziele der Teilnehmerinnen im Zuge eines Mentorings klarer werden. Denn dabei werden Fragen besprochen wie: „Kann ich mir das überhaupt als Ziel vornehmen?“ oder „Welche Schritte muss ich gehen, um ein Ziel zu erreichen?“ Oft genügt es schon, die Recruiting Prozesse transparent zu machen, gemeinsam Profile anzuschauen oder bestimmte Situationen einzuüben. Denn insbesondere für Menschen mit Migrationshintergrund- ist es nicht immer einfach zu verstehen, was im Bewerbungsprozess konkret gefordert ist. Das zu wissen, macht vieles einfacher.
Die 5 wichtigsten Mentorship-Tipps
Mentoring ist etwas hochindividuelles und es gibt keine Garantie, dass es immer auf Anhieb funktioniert. Dennoch kann man im Vorfeld und währenddessen auf einiges achten, um eine gute Beziehung zwischen Mentor*in und Mentee sicherzustellen. Hier sind die 5 wichtigsten Tipps:
- Sich nicht zurückhalten und das Angebot nutzen: Der wichtigste Schritt ist es, Mentorship-Programme überhaupt in Anspruch zu nehmen. Sich zu trauen, hat noch niemandem geschadet – Mut tut gut!
- Man findet immer eine gemeinsame Sprache: Ich möchte speziell auch Frauen ermutigen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, Mentorship-Programme in Anspruch zu nehmen. Gerade für sie kann Mentoring besonders wertvoll sein.
- Im Zweifel lieber die*den Mentor*in wechseln: Es kann wie überall im Leben sein, dass die Chemie zwischen zwei Menschen nicht passt. Es genügt, einfach zu sagen, dass man eine*n andere*n Mentor*in braucht. Mentoring basiert auf Sympathie. Auch wenn es etwas abgedroschen klingt, aber versuche, du selbst zu sein.
- Beim Mentoring kann man nichts falsch machen: Ich möchte gerne jungen Frauen die Angst nehmen, dass sie was Falsches machen könnten. Gerade deshalb hat man eine*n Mentor*in, damit sie einem hilft, mögliche Fehler im Voraus zu erkennen und aus vergangenen Fehlern zu lernen.
- Mentoring hat nicht nur was mit der Karriere zu tun: Ein Mentoring kann in verschiedenen Bereichen des Lebens weiterhelfen. Angefangen bei privaten Herausforderungen (wie Konflikten und Unsicherheiten) bis hin zu akademischen Fragestellungen. Die Voraussetzung: Mentor*in und Mentee wollen das.
Zu guter Letzt möchte ich junge Menschen am Beginn ihrer Karriere ermutigen, Risiken einzugehen. Ich bin davon überzeugt, dass es sich lohnt auf sein Bauchgefühl zu hören. Auch, wenn eine Entscheidung erst vielleicht unmittelbar negative Auswirkungen hat, kann es langfristig die Richtige sein. Auch ich selbst habe einmal „Last Minute“ eine Entscheidung umgeworfen, weil mir zufällig ein besseres Angebot entgegenkam und ich bin heute froh, dass ich das gemacht habe. Obwohl es erst unangenehm war, Menschen absagen zu müssen, denen ich schon zugesagt hatte, bin ich meinem Bauchgefühl gefolgt.
Fazit: Geben ist wichtiger als Nehmen
Wenn es um Mentoring-Programme oder auch das Engagement in Netzwerken geht, finde ich vor allem eine Erkenntnis essenziell: Geben ist wichtiger als Nehmen. Darum möchte ich alle Frauen ermutigen, sich bei Mentorship-Programmen und auch bei Networking-Angeboten oder -Events wie beispielsweise Frauenveranstaltungen zu beteiligen – und zwar am besten aktiv. Das heißt sowohl auf der Mentee-Seite als auch auf der Mentor*innen-Seite bzw. sowohl als Teilnehmer*in als auch aktive Netzwerker*in. Denn je mehr sich aktiv engagieren und sich gegenseitig helfen und unterstützen, umso besser ist es für uns alle.