Finanzen: Finanz-Hacks von Katharina Brunsendorf
Katharina Brunsendorf ist Leiterin von finanz-heldinnen, einer Initiative im Commerzbank-Konzern. Ihre Art von Female Empowerment: Frauen für Finanzen begeistern! Dafür bietet sie mit finanz-heldinnen Support & Expert*innenwissen rund um finanzielle Unabhängigkeit. Was war ihre bislang beste, was ihre schlechteste Investition? Welche Entwicklungen verfolgt sie aktuell mit Spannung und auf welche Finanz-Hacks schwört sie? Was Du heute noch für eine finanzielle Freiheit tun kannst – hier im Interview mit Katharina!
Katharina, Du beschäftigst Dich schon einige Jahre konkret mit dem Themenkomplex „Frauen & Finanzen“. Was steht bei Dir im Bullshit-Bingo ganz oben?
„Frauen können besser shoppen, als an der Börse zu investieren“.
Siehst Du diesen Mythos widerlegt?
Ja! Frauen haben ein gutes Händchen für Investitionen. Das belegen auch zahlreiche Studien: Frauen erwirtschaften höhere Rendite und sie haben einen langen Atem: Entscheiden sie sich erst für ein Produkt, bleiben sie auch länger dran. Im Schnitt erzielen sie dadurch auch ein besseres Ergebnis als Männer.
Das klingt, als bräuchten Frauen hier etwas länger…
Ja, ein typischer Anfänger*innenfehler: Frauen recherchieren – was auch absolut wichtig ist – aber oftmals einfach viel zu lange. Mein Tipp: Hinterfrage, sei kritisch. Aber fang auch an!
Okay, also ab an die Börse! Was sind typische Fehler von Börsenanfänger*innen und was empfiehlst Du ihnen?
Viele lassen sich zum Kauf von Aktien hinreißen, die gar nicht zu ihrem Profil passen. Vielleicht war die Beratung so nett oder der Kaffee so lecker – und plötzlich sitzen Menschen auf Aktien, die nichts mit ihnen, ihren Interessen, ihren Risikoprofilen etc. zu tun haben. Es ist viel besser, in Produkte zu investieren, die Du verstehst und mit denen Du auch persönlich etwas anfangen kannst. Das schützt davor, die Börse als „Glücksspiel“ zu betrachten und zu spekulieren. Man investiert so bewusster.
Du setzt Dich mit den finanz-heldinnen dafür ein, dass sich Frauen generell mehr mit ihren Finanzen und auch mit ihren Möglichkeiten auseinandersetzen. Warum ist Dir das so wichtig?
Weil Altersarmut immer noch weiblich ist. Für viele Frauen reicht die gesetzliche Rente einfach nicht zum Leben. Der Blick auf den Rentenbescheid und auf die Fixkosten zeigt oft eine riesige Lücke. Die muss geschlossen werden! Jetzt! Dafür das Verständnis aufzubauen, die Möglichkeiten aufzuzeigen und Begeisterung zu schaffen, ist unsere Mission. Und ich meine damit nicht „höher, schneller, weiter“: Es geht uns darum, dass Frauen finanziell unabhängig sind und dass sie ihren Lebensstandard sichern, damit sie ihr Leben auch später noch genießen können.
Für viele Frauen sind Finanzen absolut unspannend. Was motiviert, was begeistert für Finanzen?
Sich eine Vorstellung davon zu machen, was man will. Sich konkrete Leitfragen zu stellen, zum Beispiel: Wie möchte ich leben? Was möchte ich erreichen? Wie möchte ich mich dafür aufstellen? Skizziere dazu Deine Lebensplanung und einige Stationen: Willst Du vielleicht in fünf Jahren ein Sabbatical machen? Oder eine Umschulung? Willst Du eine Immobilie kaufen oder lieber einen Camper und reisen? Vielleicht eine Alpakafarm gründen oder einen Alterswohnsitz aufbauen? Es gibt so viele Träume. Die einen sollen in drei Jahren in Erfüllung gehen, die anderen vielleicht in zehn. Was aber alle gemeinsam haben: Sie benötigen eine finanzielle Basis.
Wie war es bei Dir: Was hat Deine Begeisterung entfacht und Deinen Einstieg ins Thema Finanzen erleichtert?
Ich denke fürs erste Verständnis war meine Entscheidung, aufs Wirtschaftsgymnasium zu gehen, richtig. Da habe ich volks- und betriebswirtschaftliche Zusammenhänge verstanden. Nichtsdestotrotz bin ich nicht Bankerin oder Finanzexpertin geworden: Ich bin Kommunikatorin. Meine Begeisterung für Finanzthemen haben Menschen in meinem Umfeld geweckt, die ganz selbstverständlich über Finanzen sprachen. Eine Community, die sich mit unterschiedlichen Interessen und auf unterschiedlichen Ebenen mit Finanzen beschäftigt. Die ähnliche Fragestellungen und ähnlichen Herausforderungen wie ich hatte. Die auch die gleichen Fehler machte. Zu wissen, dass ich nicht allein bin, hat meinen Einstieg leicht gemacht. Und genau so eine mitreißende Community haben wir mit den finanz-heldinnen aufgebaut.
Du sagst: „Wer sich nicht mit seinen Finanzen auseinandersetzt, setzt sich nicht mit sich selbst auseinander“ – …das sitzt!
Ja, ich finde, die Verantwortung für die eigene finanzielle Bildung und Absicherung liegt bei jedem Erwachsenen selbst. Um Dir eine finanzielle Basis zu schaffen, musst Du tiefer in Dich hineinblicken – da führt kein Weg dran vorbei. Das ist manchmal ganz schön schwierig, keine Frage. Gleichzeitig ist es aber auch ein sehr schöner Prozess: Wissen aneignen und ins Tun kommen! Finanzen spielen in unserem Leben immer eine Rolle – ob bei großen Zielen oder bei kleinen Entscheidungen: Sie sind unser ständiger Begleiter. Eine Finanzstrategie ist keine Magie: Denk über Deine Lebensplanung nach.
Welchen positiven Trend hast Du in den vergangenen Jahren festgestellt?
Ich habe ja lange Zeit vermisst, dass das Thema Finanzen verstärkt in Frauenmagazinen untergebracht wird. Und zwar nicht nur als Sparte nebenher oder mal in einem Sonderheft, sondern als regelmäßiges Fokusthema. Das setzt sich immer weiter durch. Mittlerweile gibt es Finanzmagazine, die sich um nichts anderes als um Frauen und Finanzen drehen. Das ist großartig!
Was vermisst Du weiterhin in der öffentlichen Debatte, in Wirtschaft und Politik rund um Finanzen und finanzielle Bildung?
Dass ein grundsätzliches Verständnis für Finanzen geschaffen wird. Es muss klar werden, dass es bei Finanzen um den langfristigen Vermögensaufbau geht. Dass es ums Investieren geht. Dass Geld ein Hebel ist, der vor Altersarmut schützt. Was ich weiterhin vermisse, ist deswegen eine finanzielle Bildung an Schulen, die von vornherein tief greift: ins Investieren, in Wertpapiere, in finanzielle Unabhängigkeit. Diese Themen sind an deutschen Schulen ohne wirtschaftliche Ausrichtung Mangelware. Die Schulpolitik muss das dringend antreiben.
Zumal die finanzielle Bildung von Jugendlichen auch grundsätzlich erwünscht ist: Der aktuelle Finanzmonitor der SCHUFA spricht hier eine deutliche Sprache. Was können Unternehmen tun, um für mehr Wissen zu sorgen?
Sie können als Enabler agieren, indem sie für die finanzielle Bildung und Vorsorge ihrer Belegschaft aktiv werden. Damit beweisen sie Verantwortung, fördern die Zufriedenheit und langfristig auch die Bindung ihrer Mitarbeiter*innen. Die Stiftung Rechnen der comdirect macht dies bereits mit der Initiative fiuse. Davon sollte es mehr geben.
Worüber, findest Du, sollte im privaten Rahmen mehr gesprochen werden?
Wir müssen mehr über Gleichberechtigung in der Partnerschaft sprechen. Denn der Schlüssel zu finanzieller Freiheit liegt oft in der Beziehung. Partnerschaft und Geld sind oft ein Tabuthema. Parallel aber sind es traurige Fakten, dass die Care-Arbeit nur auf einer Person lastet, dass viele Ehen geschieden werden und Altersarmut immer noch weiblich ist. Es zeigt, dass das alte Modell – sprich: ein*e Partner*in geht arbeiten, eine*r bleibt zu Hause – nicht aufgeht. Wir sind aufgefordert, Care-/ Arbeit auf vier Schultern zu verteilen und das Thema Finanzen in der Beziehung zu enttabuisieren.
Wie kann man aus Deiner Sicht finanzielles Verständnis erreichen? Und auch die Begeisterung für Finanzen wecken?
Begeisterung erreicht man meistens durch die richtigen Anreize: durch das Wecken von bestimmten Vorstellungen, durch das Herausarbeiten spezieller Needs. Auch eine Community kann mitreißen! Ich denke, dass das Verständnis für Finanzen und für finanzielle Freiheit auch wesentlich früher als im Erwachsenenalter andocken sollte. Und zwar in der Schule.
Um zu investieren, braucht man Geld. Vor allem Frauen verfügen aber über weniger Kapital. Was hilft?
Es gibt mehrere Stellhebel: Einer ist, ganz klar, mehr Geld zu verdienen, das Gehalt neu zu verhandeln – darüber haben wir in einer ausführlichen Panel-Diskussion mit Tijen Onaran, Claudia Kimich und Dr. Philip Bierbach gute Tipps zusammengetragen – oder sogar den Job dafür zu wechseln. Auch Sparen hilft, indem wir Fehlkäufe vermeiden, sie verkaufen oder unsere Fixkosten überschlagen, ungenutzte Abos kündigen und Altverträge überdenken. Da steckt viel Potenzial drin, was wiederum gut angelegt werden kann.
Was ist Deine bislang beste Investition, welcher Dein größter Fehlkauf?
Meine beste Investition ist seit 2016 mein erster ETF-Sparplan: sehr sinnvoll investierte 25€ monatlich. Mein größter Fehlkauf war ein teures Designerkleid. Ich habe es viel zu selten getragen. Der Kauf hat sich bis heute nicht gelohnt. Die Frage nach dem letzten Fehlkauf haben wir kürzlich auch unserer finanz-heldinnen-Community gestellt. Da kommt wirklich einiges zusammen. 😉
Ihr sprecht, außer auf IG, auch regelmäßig mit finanz-heldinnen in Eurem Podcast Schwungmasse und habt unterschiedliche Wissensformate aufgebaut. Welches fh-Instrument nutzt Du besonders gern?
Unser Buch Der finanz-heldinnen Planer. Mein absolutes Highlight! Der Aufbau und die Inhalte sind auf den Punkt: kurz, kompakt, konkret, zum Lernen, Aufschreiben und Tun. Dafür muss man kein:e Finanzexpert:in sein. Ich habe meinen Weg genau wie darin beschrieben gefunden und losgelegt! Da steckt also viel Praxiswissen drin. Und ich feire unseren Podcast: Dort sprechen wir mit Menschen, mit denen sich unsere Community sehr leicht identifizieren kann. Die ähnliche Lebenswege und Zukunftspläne wie die meisten Frauen haben. Sie geben tolle Tipps! Eine finanz-heldin hat beispielsweise ihr Gehalt gut verhandelt und ihre Sparrate verdoppelt, in dem sie investiert hat. Das motiviert!
Was ist die häufigste Frage, die die Community den finanz-heldinnen stellt?
„Welche Aktie soll ich kaufen?“
Was ist Deine Antwort darauf?
Dass man sich zuerst Gedanken ums Ziel der Investition machen sollte. Denn es sollte erst eine Strategie aufgestellt werden, bevor ich das Produkt auswähle. Und dann füge ich noch gerne eine Börsenweisheit hinzu, die sich bewährt hat: „Breit gestreut – nie bereut“ oder „Leg nicht alle Eier in einen Korb“. Also, setze nie alles auf nur eine Karte. Man kauft nicht eine Aktie: Investiere breit, streu’ Deine Investments, verteile Dein Risiko!
Welcher ist für Dich mit Abstand der beste Finanztipp?
Jeder Mensch hat ein anderes Risikoprofil, andere Ziele, andere Zeithorizonte, um anzulegen. Den besten Tipp, den ich an dieser Stelle geben kann, ist: Frage Dich, was zu Dir passt. Womit kannst Du Dich identifizieren? Das ist der erste Schritt. Danach kannst Du Deine eigene Strategie entwickeln.
Klingt gut. Vielen Dank fürs Interview, Katharina!
Und Dir vielen Dank fürs Lesen! Wenn Dir das Interview gefallen hat, teile es mit Menschen, an denen Dir etwas liegt. Du willst Dich für Deine Finanzen begeistern lassen? Erfahre mehr über die Arbeit von finanz-heldinnen und ihre kostbaren Finanztipps unter finanz-heldinnen.de.